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Nachhaltigkeit auf Baustellen: Chancen und Herausforderungen


Urheber:in:
Haufe Arbeitsschutz



Nachhaltigkeit auf Baustellen: Zwischen Herausforderung und Chance

Veröffentlicht am 10. Januar 2025
Von Carsten Magiera, Experte für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz


Die Bauindustrie im Wandel – ein neuer Fokus auf Ressourcenschonung, Sicherheit und Umweltbewusstsein

Wer an Baustellen denkt, denkt an Lärm, schwere Maschinen, Staub – und vor allem: jede Menge Abfall. Tatsächlich gehören Baustellen zu den größten Abfallverursachern in Deutschland. Laut Umweltbundesamt fielen allein im Jahr 2020 rund 220 Millionen Tonnen Bau- und Abbruchabfälle an – fast zwei Drittel des gesamten Abfallaufkommens des Landes.

Doch inmitten dieser enormen Mengen liegt eine gewaltige Chance: Nachhaltigkeit auf Baustellen bietet enormes Potenzial, sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich und sicherheitstechnisch. Voraussetzung ist allerdings ein Umdenken – weg vom reinen Entsorgen, hin zum aktiven Ressourcenmanagement.


Baustellenabfall: Viel mehr als nur Müll

Auf Baustellen entsteht Abfall zwangsläufig – etwa durch:

  • Abrissarbeiten

  • Rückbau und Sanierung

  • Überproduktion und Fehlbestellungen

  • Verpackungsmaterialien und Verschnitt

  • nicht korrekt gelagerte oder veraltete Baustoffe

Dabei handelt es sich um feste und flüssige Abfälle, gefährliche und ungefährliche Stoffe, die jeweils unterschiedlich gelagert, entsorgt oder – im besten Fall – wiederverwendet werden müssen. Die Praxis zeigt jedoch: Nur wenige Baustellen verfügen über klare Nachhaltigkeits- und Entsorgungskonzepte. Meist wird ad hoc reagiert, anstatt strukturiert geplant.


SOS-Prinzip: Sauberkeit + Ordnung = Sicherheit

Ein funktionierender, recyclinggerechter Baubetrieb beginnt mit einer simplen, aber wirkungsvollen Formel: S + O = S.
Sauberkeit und Ordnung führen zu mehr Sicherheit – für Mensch und Umwelt.

Wo Materialien ungeplant gelagert, verschmutzt oder achtlos entsorgt werden, steigt nicht nur das Verletzungsrisiko für Bauarbeiter, sondern auch die Wahrscheinlichkeit von Umweltverstößen. Eine saubere, strukturierte Baustelle hingegen fördert nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern senkt auch Unfallzahlen und Kosten.

Tipp: Viele Berufsgenossenschaften bieten kostenlose Betriebsanweisungen und Vorlagen zur Ordnung auf Baustellen an – ein einfacher Schritt mit großer Wirkung.


Drei zentrale Ziele für nachhaltiges Abfallmanagement auf der Baustelle

  1. Abfälle vermeiden

    • Planung mit realistischen Materialmengen

    • Erhalt und Sanierung statt Abriss

    • Langlebige Bauweise statt schneller Austausch

    • Reduzierung von Surplus-Material (Überschussmaterialien)

  2. Wertstoffe im Kreislauf halten

    • Recyclinggerechtes Planen und Bauen

    • Trennung von Abfallfraktionen ab Baubeginn

    • Wiederverwendung von Bauteilen, wo möglich

  3. Nicht verwertbare Abfälle umweltgerecht entsorgen

    • Entsorgung gemäß Kreislaufwirtschaftsgesetz

    • Kennzeichnung und sichere Lagerung gefährlicher Stoffe

    • Schulung der Beschäftigten zur korrekten Entsorgung


Abfallpyramide: Prioritäten setzen

Die sogenannte Reststoffverwertungs-Pyramide zeigt klar, wie mit Baustellenabfällen am sinnvollsten umzugehen ist – von oben (bestmöglich) nach unten (notwendiger letzter Schritt):

  1. Vermeidung

  2. Wiederverwendung

  3. Recycling

  4. Sonstige Verwertung

  5. Beseitigung

Wer frühzeitig plant und die Abfallströme steuert, kann auf der Pyramide weit oben agieren – mit Vorteilen für Umwelt, Gesundheitsschutz und Unternehmensbilanz.


Komplex, aber machbar: Rechtliche Anforderungen

Die Vielzahl an Gesetzen – vom Kreislaufwirtschaftsgesetz über die Gewerbeabfallverordnung bis zu Arbeitsschutzvorgaben – kann überfordern. Wichtig ist daher:

  • Experten einbinden: z. B. Abfallbeauftragte, Gefahrstoffexperten, Umweltmanager

  • Verantwortlichkeiten klar definieren

  • Regelmäßige Schulungen und Kontrollen durchführen

  • Abfallarten und Entsorgungswege transparent dokumentieren

Denn: Nachhaltigkeit auf Baustellen beginnt mit Fachwissen und endet bei konsequenter Umsetzung.


Fazit: Nachhaltigkeit als Wettbewerbsvorteil

Immer mehr Bauherren, Auftraggeber und öffentliche Institutionen fordern nachhaltige Bauausführung – und honorieren sie entsprechend. Wer frühzeitig in Abfallmanagement, saubere Prozesse und die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben investiert, profitiert mehrfach:

Weniger Unfälle, geringere Haftungsrisiken
Kosteneinsparungen durch Materialeffizienz
Imagegewinn bei Kunden und Behörden
Besseres Klima – im Team und auf dem Planeten


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