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Fernbleiben vom Arbeitsplatz: Was ist Absentismus?


Urheber:in:
Haufe Arbeitsschutz



Fernbleiben mit Folgen – warum Absentismus mehr ist als ein Krankheitstag

Auf den ersten Blick scheint es harmlos: Ein Mitarbeiter meldet sich krank – vielleicht zum dritten Mal in diesem Monat. Doch hinter dieser Abwesenheit kann sich ein tiefer liegendes Problem verbergen: sogenannter Absentismus. Anders als bei kurzfristigen, medizinisch begründeten Fehlzeiten beschreibt Absentismus ein systematisches, oft psychisch motiviertes Fernbleiben vom Arbeitsplatz. Die Ursachen sind komplex, die Folgen weitreichend – für Unternehmen, Teams und Betroffene.


Was genau ist Absentismus?

Der Begriff „Absentismus“ bezeichnet grundsätzlich das Fernbleiben vom Arbeitsplatz. In der heutigen Arbeitswelt ist damit aber vor allem das bewusste, oft wiederholte und psychologisch motivierte Fernbleiben gemeint – ohne dass zwingend eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt.

Er wird damit zum Gegenpol des „Präsentismus“ – also der Anwesenheit trotz Krankheit. Während Präsentismus oft aus Pflichtgefühl entsteht, ist Absentismus meist eine Reaktion auf negative Erlebnisse und Bedingungen im Job, wie z. B.:

  • belastende Führungskultur

  • fehlende Anerkennung

  • soziale Isolation

  • Über- oder Unterforderung

Betroffene „entziehen“ sich der Arbeit – nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Die Abwesenheit wird dabei als kurzfristige Belohnung oder Kompensation empfunden – etwa nach dem Motto: „Ich brauche das jetzt, um mich zu erholen.“


Die häufigsten Ursachen von Absentismus

Absentismus entsteht selten aus einer einzigen Ursache. Vielmehr wirken mehrere Faktoren gleichzeitig – psychisch, sozial, organisatorisch und gesundheitlich. Besonders häufig zeigen sich folgende Problemfelder:

🧩 1. Mangelnde Integration im Team

Fehlende Zugehörigkeit, Konflikte mit Kollegen oder Führungskräften und ein Mangel an Wertschätzung führen zu emotionaler Distanz. Der Arbeitsplatz wird nicht als positives soziales Umfeld wahrgenommen – Abwesenheit wird zum Selbstschutz.

⚖️ 2. Über- oder Unterforderung

Zu viel Verantwortung und Arbeitsdruck („Burnout“) oder zu wenig sinnstiftende Aufgaben („Boreout“) können gleichermaßen zu Unzufriedenheit und psychischen Belastungen führen. Die Folge: Rückzug.

🏥 3. Gesundheitliche Vorbelastungen

Vorbestehende psychische oder physische Erkrankungen – z. B. Depressionen, chronische Schmerzen oder Angsterkrankungen – werden durch negative Erfahrungen im Arbeitsumfeld oft verschärft. Das Ergebnis ist häufige und teils lange Abwesenheit.


Welche Folgen hat Absentismus?

📉 Produktivitätseinbußen

Fehlende Mitarbeitende müssen kompensiert werden – häufig durch Mehrarbeit im Team. Das senkt die Effizienz und erhöht die Fehlerquote.

😓 Belastung der Kollegen

Vertretung bedeutet Stress – auch für die „gesunden“ Kollegen. Frustration, Überarbeitung und wiederum eigene Fehlzeiten können die Folge sein. Ein Teufelskreis beginnt.

💶 Wirtschaftliche Schäden

Die direkten und indirekten Kosten durch Absentismus sind erheblich – von Personalausfällen bis zu Rekrutierungs- und Einarbeitungskosten für Ersatzkräfte.

🔄 Negativer Teamspiraleffekt

Wenn viele Beschäftigte abwesend sind, sinkt die Motivation der Anwesenden. Die Unternehmenskultur leidet, Vertrauen schwindet – der Arbeitsplatz wird zunehmend als belastend erlebt.


Strategien gegen Absentismus – 4 Maßnahmen mit Wirkung

Unternehmen können gezielt vorbeugen. Entscheidend ist: Nicht erst reagieren, wenn Ausfälle zum Problem werden – sondern präventiv handeln.

🔄 1. Umstrukturierungen bei Aufgaben & Arbeitslast

  • Arbeitsverteilung anpassen

  • Belastungen reduzieren oder herausfordernde Tätigkeiten ermöglichen

  • Rollen wechseln, Aufgaben aufwerten, Kompetenzen fördern

Ziel: Passung zwischen Anforderungen und Fähigkeiten herstellen

👥 2. Teambuilding & Kommunikation

  • Konfliktmanagement fördern

  • Gemeinsame Ziele stärken

  • Soziale Integration durch regelmäßige Teamformate (Meetings, Workshops)

Ziel: Zugehörigkeit und Vertrauen fördern

🗣️ 3. Gespräche suchen – offen und empathisch

  • Frühzeitig mit auffällig oft abwesenden Mitarbeitenden sprechen

  • Ursachen nicht vorwerfen, sondern verstehen wollen

  • Vertrauenspersonen (Betriebsrat, Psychologe) einbeziehen

Ziel: Hintergründe klären und gemeinsam Lösungen finden

🧘 4. Gesundheit fördern – physisch und psychisch

  • Betriebliches Gesundheitsmanagement etablieren

  • Angebote wie Yoga, Resilienztrainings oder Bewegungsprogramme nutzen

  • Unterstützung bei mentaler Belastung durch Coaching oder externe Beratung

Ziel: Stärkung der Ressourcen und Prävention von Krankheit


Fazit: Absentismus ernst nehmen – mit Menschlichkeit und System

Absentismus ist kein Zeichen von Faulheit oder fehlender Loyalität. Er ist ein Signal, dass etwas im Arbeitsumfeld nicht stimmt – oder im Leben des Betroffenen. Unternehmen, die diese Signale erkennen und gezielt auf sie eingehen, verbessern nicht nur ihre Produktivität, sondern auch ihre Kultur.

Denn: Wer gerne zur Arbeit kommt, bleibt nicht fern.



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