Rekordeinnahmen trotz schwankender Märkte: Deutschlands Einnahmen aus dem europäischen und nationalen Emissionshandel erreichten im Jahr 2024 mit rund 18,5 Milliarden Euro ein neues Allzeithoch. Das zeigt einmal mehr: Der Emissionshandel ist ein zentrales und wirkungsvolles Instrument der deutschen Klimapolitik – mit weitreichenden Folgen für Energie, Industrie, Mobilität und Gesellschaft.
Emissionshandel: Zwei Säulen, ein Ziel
Die Erlöse stammen aus zwei Quellen:
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EU-ETS 1 – Europäischer Emissionshandel: Für energieintensive Industrie, Energieanlagen, Luft- und Seeverkehr.
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nEHS – Nationaler Emissionshandel: Für CO₂-Emissionen aus Wärme und Verkehr in Deutschland.
Während die Einnahmen aus dem EU-ETS 1 leicht rückläufig waren, konnte das nationale System deutlich zulegen – und damit die Gesamtbilanz erneut steigern.
Der Klima- und Transformationsfonds (KTF): Wohin fließen die Milliarden?
Alle Einnahmen aus dem Emissionshandel fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds. Dieser finanziert zentrale Vorhaben wie:
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Klimafreundliche Technologien
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Förderprogramme für die Industrie
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Ausbau der Elektromobilität und Ladeinfrastruktur
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Maßnahmen zur Gebäudesanierung
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Soziale Kompensation steigender CO₂-Kosten, etwa durch das geplante Klimageld
UBA-Präsident Dirk Messner betont: „Diese Mittel müssen vollständig und zielgerichtet für eine aktive sozial- und wirtschaftspolitische Flankierung der klimaneutralen Transformation eingesetzt werden.“
EU-ETS 1: Weniger Nachfrage, sinkende Preise – aber klare Perspektive
Im europäischen Emissionshandel sanken die Einnahmen auf 5,5 Milliarden Euro (Vorjahr: 7,7 Mrd. Euro). Dafür gibt es zwei Hauptgründe:
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Weniger versteigerte Zertifikate: Nur noch 85 Millionen statt 92 Millionen Berechtigungen wurden ausgegeben.
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Niedrigerer Durchschnittspreis: 65 Euro pro Tonne CO₂ (2023: 83,66 Euro)
Ursache dafür ist vor allem die stabilisierte Energieversorgung in Europa nach der Gasmangellage sowie eine gebremste wirtschaftliche Dynamik. Dennoch bleibt das EU-ETS ein starkes Steuerungsinstrument – auch dank fortlaufender Reformen und Anpassungen.
Nationaler Emissionshandel: Mehr Einnahmen durch höheren CO₂-Preis
13 Milliarden Euro – so viel nahm der nationale Emissionshandel 2024 ein, rund 21 % mehr als im Vorjahr. Die wichtigsten Treiber:
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CO₂-Festpreis-Anstieg: von 30 auf 45 Euro pro Tonne
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Ausweitung des Geltungsbereichs: Seit 2024 sind auch Abfallverbrennungsanlagen einbezogen
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Stabile Marktnachfrage, trotz geringerer Zertifikatsmenge im Vergleich zu 2023
Diese Einnahmen zeigen, dass der CO₂-Preis im nEHS zunehmend zur Lenkungsgröße für klimafreundliches Verhalten im Verkehrs- und Wärmesektor wird.
Herausforderungen bleiben – vor allem im Verkehrsbereich
Daniel Klingenfeld vom Umweltbundesamt warnt: „Insbesondere im Verkehrssektor muss der Ausstoß von Treibhausgasen noch deutlich rascher sinken.“
Dazu nötig seien unter anderem:
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Der Abbau von klimaschädlichen Subventionen
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Die Förderung von Elektromobilität und klimafreundlicher Infrastruktur
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Die Einbettung in ein starkes Emissionshandelssystem – etwa durch den EU-ETS 2 ab 2027, in den der nationale Emissionshandel überführt wird
Fazit: Emissionshandel wirkt – wenn die Mittel gezielt eingesetzt werden
Der Emissionshandel in Deutschland generiert nicht nur beachtliche Einnahmen, sondern ist auch ein zentrales Werkzeug für:
✅ Klimaschutz durch CO₂-Preise
✅ Investitionen in Zukunftstechnologien
✅ Sozialen Ausgleich bei steigenden Kosten
Der Dreiklang aus ökologischer Lenkung, wirtschaftlicher Transformation und sozialer Fairness macht den Emissionshandel zu einem echten Rückgrat der deutschen Klimapolitik. Damit das so bleibt, müssen die Einnahmen konsequent dort ankommen, wo sie gebraucht werden – für die Menschen, die Wirtschaft und den Planeten.
Bildnachweis:
Fabrik mit Schornsteinen im Grünen © kbarzycki / stock.adobe.com
„Der Emissionshandel setzt Anreize, mehr in die Reduktion des Treibhausgasausstoßes zu investieren.“
Mehr Informationen:
👉 Umweltbundesamt – Emissionshandel
👉 Klima- und Transformationsfonds – BMWK