Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: Ein Problem, das Unternehmen nicht ignorieren dürfen
Sexuelle Belästigung ist kein Randphänomen – sie betrifft viele Beschäftigte direkt oder indirekt und beeinträchtigt das Betriebsklima, die Produktivität und die psychische Gesundheit. Laut dem IAB-Kurzbericht 9/2025 geben zwei von zehn Beschäftigten an, sexuelle Belästigung in ihrem Arbeitsumfeld erlebt oder beobachtet zu haben. Diese alarmierende Zahl unterstreicht die Relevanz des Themas – auch für Unternehmen, die bislang wenig Präventionsarbeit leisten.
Was sagt der IAB-Bericht?
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat zwei umfassende Befragungen durchgeführt: Eine unter Beschäftigten, eine unter Betrieben. Das Ergebnis ist deutlich:
-
20 % der Beschäftigten berichten von konkreten Vorfällen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz – entweder als Betroffene oder als Beobachtende.
-
Frauen sind überdurchschnittlich häufig betroffen, aber auch Männer erleben Grenzüberschreitungen.
-
Die meisten Vorfälle spielen sich im direkten Arbeitsumfeld ab – also in Teams, auf Fluren, bei Besprechungen oder im digitalen Raum.
Auswirkungen auf das Arbeitsumfeld
Sexuelle Belästigung bleibt nicht ohne Folgen:
-
Psychische Belastung und Stress bei Betroffenen
-
Rückzug aus Teams, sinkendes Vertrauen in Führungskräfte
-
Leistungseinbußen und erhöhte Fehlzeiten
-
Negative Außenwirkung des Unternehmens, wenn Fälle öffentlich werden
Für Unternehmen bedeutet das: sexuelle Belästigung ist nicht nur ein individuelles Problem, sondern auch ein wirtschaftliches und organisationelles Risiko.
Wie reagieren Betriebe?
Die IAB-Studie zeigt auch: Viele Unternehmen sind schlecht vorbereitet. Nur ein Teil der befragten Betriebe hat Maßnahmen etabliert, um sexuelle Belästigung zu verhindern oder adäquat darauf zu reagieren:
-
Rund ein Drittel der Unternehmen hat Ansprechpersonen für Diskriminierung benannt.
-
Weniger als die Hälfte der Betriebe informiert systematisch über das Thema.
-
Verbindliche Leitlinien, Schulungen oder klare Beschwerdewege fehlen in vielen Betrieben komplett.
Prävention: Was können Unternehmen tun?
Ein wirksamer Schutz vor sexueller Belästigung beginnt vor dem Vorfall – mit klarer Haltung, offener Kommunikation und strukturellen Maßnahmen:
-
Betriebliches Leitbild und Null-Toleranz-Politik
Eine klare Positionierung gegen jede Form von sexueller Belästigung ist essenziell. Das schafft Orientierung und Schutz für Mitarbeitende. -
Vertrauenspersonen und Beschwerdewege benennen
Beschäftigte müssen wissen, an wen sie sich im Ernstfall wenden können – niedrigschwellig, vertraulich und rechtssicher. -
Schulungen und Sensibilisierung
Führungskräfte und Mitarbeitende sollten regelmäßig zum Thema geschult werden. Auch vermeintlich „kleine“ Grenzüberschreitungen verdienen Beachtung. -
Maßnahmen bei Vorfällen
Eine transparente und konsequente Reaktion auf gemeldete Vorfälle signalisiert Handlungsfähigkeit und schützt Betroffene. -
Arbeitskultur aktiv gestalten
Eine offene, respektvolle Unternehmenskultur, in der Machtmissbrauch und Sexismus keinen Platz haben, ist die nachhaltigste Prävention.
Fazit: Es braucht klare Haltung und konsequentes Handeln
Der IAB-Kurzbericht macht deutlich: Sexuelle Belästigung ist im Arbeitsalltag weit verbreitet – und wird oft unterschätzt. Für Betriebe ist es höchste Zeit, nicht nur zu reagieren, sondern proaktiv Strukturen zu schaffen, die Sicherheit und Wertschätzung für alle Beschäftigten garantieren. Denn nur ein respektvoller Arbeitsplatz ist ein produktiver Arbeitsplatz.
📌 Tipp: Den vollständigen IAB-Kurzbericht 9/2025 finden Sie online auf der Website des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.