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Vielfältige Krisen beeinträchtigen die Wahrnehmung von Umwelt- und Klimaherausforderungen


Urheber:in:
Umweltbundesamt



Warum Krisen das Umweltbewusstsein der Deutschen verändern

Klimakrise, Kriege, Inflation – die Welt scheint im Dauerkrisenmodus. Und das hat Folgen: Zwar bleibt der Umwelt- und Klimaschutz für viele Menschen in Deutschland wichtig, doch andere Themen drängen sich zunehmend in den Vordergrund. Bildung, Gesundheit, wirtschaftliche Unsicherheit und geopolitische Konflikte überlagern die Wahrnehmung der Umweltprobleme – das zeigen aktuelle Ergebnisse der Umweltbewusstseinsstudie 2024 des Umweltbundesamtes (UBA).


Wichtiger, aber weniger präsent: Die paradoxe Lage des Umweltschutzes

Laut der Studie halten 54 Prozent der Befragten Umwelt- und Klimaschutz für „sehr wichtig“. Das ist weiterhin eine Mehrheit – allerdings mit fallender Tendenz: 2022 waren es noch 57 Prozent, 2020 sogar 65 Prozent. Der Rückgang spiegelt einen Trend wider: Das Thema bleibt bedeutend, verliert aber gefühlt an Dringlichkeit.

Dieser Effekt entsteht nicht, weil die Menschen den Klimawandel für harmloser halten. Im Gegenteil: Die Zuversicht, ihn überhaupt noch eindämmen zu können, sinkt. Nur ein Drittel glaubt, dass Deutschland die Folgen des Klimawandels angemessen bewältigen kann – der niedrigste Wert seit Beginn der Erhebung im Jahr 2002.


Angst statt Aktion? Gesundheitliche Sorgen nehmen zu

Die körperlichen Folgen des Klimawandels sind für viele bereits Realität. Zwei Drittel der Befragten fühlen sich gesundheitlich durch Hitzeperioden belastet, ein Viertel bemängelt fehlenden Hitzeschutz im eigenen Wohnumfeld. Ganze 85 Prozent sehen Handlungsbedarf, was deutlich zeigt: Die Klimakrise ist im Alltag angekommen – besonders spürbar in Städten und Ballungsräumen.

Der Fokus verschiebt sich dabei vom abstrakten Klimaziel auf konkrete Schutzmaßnahmen: Klimaanpassung – etwa durch kühlende Stadtgestaltung, bessere Luftqualität oder Hitzeschutz – rückt ins Zentrum der Erwartungen.


Umweltschutz im Alltag: lokal zufrieden, global besorgt

Ein bemerkenswerter Kontrast: Während über 80 Prozent mit dem Zustand ihrer direkten Umwelt zufrieden sind (Grünflächen, Wasserqualität, Sauberkeit), sind nur sieben Prozent der Meinung, dass es der globalen Umwelt gut geht. Die Diskrepanz zwischen lokalem Erleben und globaler Realität wird größer – und verdeutlicht die psychologische Herausforderung: Was ich nicht sehe, fällt mir schwerer, als Bedrohung zu begreifen.


Klimaziele verlieren Rückhalt – konkrete Umweltthemen bleiben relevant

Trotz des sinkenden Vertrauens in große Klimaziele wie die 2-Grad-Grenze (nur noch 57 Prozent halten sie für „sehr wichtig“) gewinnen konkrete Umweltthemen an Gewicht:

  • Plastikmüll vermeiden

  • Artensterben stoppen

  • Wälder und Moore schützen

  • Atommüll sicher entsorgen

Diese Themen bleiben hochrelevant – weil sie greifbar, sichtbar und emotional sind. Sie zeigen, dass die Bereitschaft zu Umweltschutz da ist – aber stärker an konkreten Maßnahmen und lokalen Auswirkungen orientiert.


Wissenschaft & Wahrnehmung: Die Lücke wächst

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist auch: Komplexe Umweltzusammenhänge wie die Rolle der Biodiversität im Klimasystem werden unterschätzt. Während Forschende seit Jahren vor den Auswirkungen des Artensterbens auf Landwirtschaft, Ernährung und Klima warnen, kommt dieses Wissen bei vielen Bürger:innen nicht an – oder erscheint zu abstrakt.

UBA-Präsident Dirk Messner warnt: „Klimaschutz ist nicht nur moralische Pflicht – er ist Voraussetzung für unseren Wohlstand und unsere Lebensqualität.“ Diese Botschaft müsse stärker in den Alltag der Menschen getragen werden – klar, verständlich und verbunden mit greifbaren Vorteilen.


Fazit: Klimaschutz braucht neue Kommunikationsstrategien

Die Studie zeigt ein Dilemma: Die Sorgen sind real, das Wissen ist da – und doch fehlt oft die Handlungsperspektive. Klimakommunikation muss emotional, konkret und alltagsnah werden. Wer Menschen erreichen will, muss aufzeigen:

  • Wie sich Klimaschutz positiv auf das eigene Leben auswirkt (z. B. Gesundheit, Wohnqualität, Sicherheit)

  • Wie lokale Maßnahmen Teil globaler Lösungen sein können

  • Wie politische Entscheidungen verständlich und nachvollziehbar werden

Nur so kann verhindert werden, dass die Dringlichkeit des Klimaschutzes im Krisenlärm untergeht – und die gesellschaftliche Unterstützung für echte Transformation verloren geht.


Mehr zur Studie:
Die Umweltbewusstseinsstudie wird alle zwei Jahre im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes durchgeführt. Die aktuelle Befragung stammt aus dem Herbst 2024 und basiert auf den Antworten von 2.552 Personen ab 18 Jahren.


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