Einfacharbeit: Belastet, unterschätzt, systemrelevant – wie geht es den Beschäftigten wirklich?
Einfacharbeit – dieser Begriff beschreibt Tätigkeiten, für die keine formale Ausbildung erforderlich ist. Was auf den ersten Blick simpel erscheinen mag, ist in Wahrheit hochkomplex: Beschäftigte in der Einfacharbeit leisten viel, oft unter schwierigen Bedingungen – körperlich wie psychisch. Und sie halten wichtige gesellschaftliche Bereiche am Laufen: von der Gebäudereinigung über die Logistik bis hin zur Pflegeassistenz.
Doch wie ist es um die Arbeits- und Gesundheitssituation dieser Erwerbsgruppe bestellt? Ein neuer Bericht liefert jetzt differenzierte Einblicke – und zeigt deutlich: Es gibt Handlungsbedarf.
Wer arbeitet eigentlich in der Einfacharbeit?
Die Gruppe der Erwerbstätigen in der Einfacharbeit ist heterogen, aber in vielen Fällen sind es Menschen mit geringem Einkommen, unterbrochenen Erwerbsbiografien und begrenztem Zugang zu Weiterbildungen. Die Forschung zeigt: Häufig handelt es sich um Frauen, Menschen mit Migrationshintergrund oder ältere Beschäftigte.
Gleichzeitig ist Einfacharbeit systemrelevant – viele Tätigkeiten wären ohne diese Arbeitskräfte schlicht nicht aufrechtzuerhalten. Umso wichtiger ist es, sich gezielt mit ihren Arbeitsbedingungen auseinanderzusetzen.
Hohe Belastungen – wenig Ressourcen
Die Auswertung verschiedener Datensätze zeigt ein klares Bild:
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Körperliche Belastungen (z. B. schweres Heben, monotone Bewegungsabläufe, Schichtarbeit) sind Alltag.
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Psychische Anforderungen (z. B. Zeitdruck, geringe Handlungsspielräume, wenig Anerkennung) verschärfen die Lage.
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Gleichzeitig fehlen oft arbeitsbezogene Ressourcen wie Gestaltungsspielräume, soziale Unterstützung oder Gesundheitsangebote.
Diese Kombination wirkt sich negativ auf die subjektive Gesundheit der Betroffenen aus – mit einem deutlich sichtbaren Abwärtstrend über den Erwerbsverlauf hinweg.
Erwerbsbiografien mit Stolpersteinen
Ein zentrales Ergebnis: Die Erwerbsverläufe in der Einfacharbeit sind deutlich instabiler als in qualifizierten Berufsgruppen. Typisch sind:
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Erwerbsunterbrechungen, etwa durch Krankheit, familiäre Pflichten oder Arbeitslosigkeit
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Vorzeitiger Renteneintritt aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen oder fehlender beruflicher Perspektiven
Das Risiko für prekäre Beschäftigung und Altersarmut ist entsprechend hoch.
Was jetzt zu tun ist: Handlungsempfehlungen
Die Studie kommt zu einem klaren Schluss: Einfacharbeit darf nicht länger ein blinder Fleck im Arbeits- und Gesundheitsschutz sein. Stattdessen braucht es gezielte, lebenslauforientierte Maßnahmen:
1. Belastungen am Arbeitsplatz gezielt reduzieren
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Ergonomische Arbeitsplatzgestaltung
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Schicht- und Pausengestaltung optimieren
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Psychosoziale Risiken ernst nehmen – z. B. durch niedrigschwellige Angebote zur psychischen Gesundheit
2. Ressourcen stärken
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Förderung sozialer Unterstützung im Arbeitsumfeld
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Gesundheitsförderung direkt am Arbeitsplatz, z. B. in Form mobiler Angebote oder Pausenprogramme
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Verbesserung der Kommunikation und Anerkennungskultur
3. (Teil-)Qualifizierungen ermöglichen
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Lebenslanges Lernen fördern – auch ohne formale Schulabschlüsse
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Teilqualifizierungen und Lernangebote flexibel gestalten (z. B. berufsbegleitend oder digital)
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Arbeitsmarktchancen erhöhen durch gezielte Weiterbildungen
4. Arbeits- und Fachkräftemangel berücksichtigen
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Gesundheit bis zur Rente sichern – auch im Interesse der Unternehmen
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Alternsgerechtes Arbeiten ermöglichen
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Berufliche Perspektiven schaffen, um Beschäftigte zu halten und Potenziale zu nutzen
Fazit: Einfacharbeit braucht mehr Aufmerksamkeit – und gezielte Unterstützung
Die vorliegenden Daten zeigen klar: Beschäftigte in der Einfacharbeit sind hohen Anforderungen ausgesetzt, verfügen aber über wenige Ressourcen zur Kompensation. Das gefährdet nicht nur ihre Gesundheit, sondern auch ihre langfristige Beschäftigungsfähigkeit.
Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sind gleichermaßen gefragt, diese Problemlagen ernst zu nehmen und konkrete Lösungen zu entwickeln. Dazu gehört auch, dass weitere Forschung betrieben wird – damit gezielte Maßnahmen künftig nicht auf Vermutungen, sondern auf fundierten Erkenntnissen basieren.
Denn eines ist sicher: Einfacharbeit ist alles andere als einfach – sie verdient Respekt, Schutz und echte Perspektiven.
Tipp: Möchten Sie mehr über Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung in geringqualifizierten Tätigkeiten erfahren? Wir stellen Ihnen gerne Best-Practice-Beispiele und Umsetzungsleitfäden zur Verfügung.