Die Arbeitswelt verändert sich – und mit ihr auch die Anforderungen an Unternehmen. Immer mehr Menschen arbeiten länger, die Belegschaften altern, der demografische Wandel ist längst Realität. Wie lässt sich also sicherstellen, dass Beschäftigte auch im höheren Alter gesund, motiviert und leistungsfähig bleiben? Die Antwort darauf liefert die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) mit ihrer neuen Praxisbroschüre: dem „Later Life Workplace Index (LLWI)“.
Der „Later Life Workplace Index“ – Ein Werkzeug für eine altersgerechte Arbeitswelt
Der LLWI ist mehr als nur ein Handbuch – er ist ein praxisnahes Instrument für Unternehmen, die sich frühzeitig um die Gestaltung einer alter(n)sgerechten Arbeitsumgebung kümmern wollen. Auf Basis aktueller arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse zeigt der LLWI auf, welche Faktoren wichtig sind, damit ältere Beschäftigte nicht nur möglichst lange, sondern auch gesund und motiviert arbeiten können.
Er erfasst insgesamt neun zentrale Dimensionen, darunter:
-
Organisationsklima und -kultur
-
Altersgerechte Führung
-
Flexible Arbeitsgestaltung
-
Betriebliches Gesundheitsmanagement
-
Wissenstransfer und lebenslanges Lernen
Jede dieser Dimensionen wird im Handbuch ausführlich behandelt – inklusive praktischer Empfehlungen und Maßnahmen für den betrieblichen Alltag.
Warum ist eine altersgerechte Arbeitswelt so wichtig?
Die Antwort ist einfach: Weil die Erwerbsbiografien länger werden. Viele Beschäftigte gehen heute erst mit 67 oder sogar später in den Ruhestand. Damit dies gesund, zufrieden und leistungsfähig gelingt, muss der Arbeitsplatz mitwachsen – physisch, psychisch und organisatorisch.
Einige zentrale Herausforderungen dabei:
-
Gesundheit erhalten: Prävention von Rückenproblemen, Stress oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird wichtiger.
-
Kompetenzen nutzen: Ältere Mitarbeitende bringen Erfahrung, Wissen und Ruhe ins Team – diese Ressourcen dürfen nicht verloren gehen.
-
Flexibilität schaffen: Arbeitszeitmodelle, die individuelle Bedürfnisse berücksichtigen, helfen Belastungen zu reduzieren.
-
Führung weiterentwickeln: Vorgesetzte müssen die Besonderheiten altersgemischter Teams verstehen und managen können.
Konkrete Handlungsempfehlungen aus dem LLWI
Für Unternehmen aller Branchen und Größen gibt der „Later Life Workplace Index“ folgende Empfehlungen:
✔ Altersgerechte Arbeitsgestaltung: Anpassbare Arbeitsplätze, ergonomische Möbel, technische Hilfsmittel.
✔ Individuelle Entwicklungsgespräche: Regelmäßige Reflexion der persönlichen Belastbarkeit, Wünsche und Pläne älterer Beschäftigter.
✔ Gesundheitsfördernde Maßnahmen: Angebote zu Bewegung, Ernährung, Stressbewältigung und Schlafhygiene.
✔ Lebenslanges Lernen: Weiterbildungsmöglichkeiten auch im höheren Erwerbsalter offenhalten und fördern.
✔ Altersübergreifende Teams stärken: Wissenstransfer sichern, altersgemischte Teams fördern, Mentoring-Programme etablieren.
✔ Flexible Übergänge in den Ruhestand: Teilzeitmodelle, Altersteilzeit oder gleitende Ausstiegspläne.
Mehr als „nur“ für ältere Beschäftigte
Was der LLWI besonders macht: Die Empfehlungen sind nicht nur für ältere Mitarbeitende gedacht. Sie tragen dazu bei, dass alle Generationen im Unternehmen profitieren – durch bessere Arbeitsbedingungen, mehr Wertschätzung und einen bewussteren Umgang mit Gesundheit und Belastungen.
Fazit: Zukunftsfähig durch vorausschauendes Handeln
Wer heute schon auf altersgerechte Arbeitsgestaltung setzt, sorgt für:
-
geringere Fehlzeiten,
-
höhere Motivation,
-
bessere Arbeitsqualität,
-
mehr Fachkräftebindung – und damit für die Wettbewerbsfähigkeit von morgen.
Das Praxishandbuch der BAuA bietet dazu einen wertvollen Leitfaden, der auf wissenschaftlicher Forschung basiert und mit praktischen Beispielen überzeugt.
Denn: Gesund bis zum Ruhestand zu bleiben – das gelingt nicht von allein. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Unternehmen, Führungskräften und Beschäftigten.