Arbeiten, wenn andere schlafen – aber nur, wenn es die Gesundheit erlaubt.
Mit dem demografischen Wandel nimmt die Zahl älterer Beschäftigter in Schichtbetrieben stetig zu. Nachtarbeit ist in vielen Branchen unverzichtbar, sei es in der Pflege, der Industrie oder im Sicherheitsdienst. Doch nicht jeder Mensch verträgt die Belastungen der Nachtschicht dauerhaft – vor allem nicht im höheren Alter oder bei bestimmten chronischen Erkrankungen.
Wenn Mitarbeitende nachts nicht mehr eingesetzt werden dürfen, spricht man von Nachtschichtuntauglichkeit. Was das bedeutet, wer das feststellt und wie sich die Nachtschichtarbeit gesünder gestalten lässt, beleuchtet dieser Beitrag.
Was bedeutet Nachtschichtuntauglichkeit?
Nachtschichtuntauglichkeit liegt vor, wenn eine Mitarbeiterin aus medizinischen Gründen nicht mehr im gesetzlichen Nachtzeitraum (23:00 – 6:00 Uhr) arbeiten darf. Wichtig dabei: Diese Einschränkung bezieht sich nur auf die Nachtzeit – die Person ist also nicht generell arbeitsunfähig und kann oft tagsüber weiterhin eingesetzt werden.
Diagnosen, die eine Nachtdienstuntauglichkeit begründen können, sind unter anderem:
-
Diabetes mellitus, wenn schlecht eingestellt oder mit häufigen Unterzuckerungen verbunden
-
Bluthochdruck, der sich trotz Behandlung nicht stabilisieren lässt
-
Schlafstörungen, die durch Nachtarbeit verstärkt werden
-
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
-
Psychische Erkrankungen, z. B. Depressionen oder Angststörungen
Ob eine Nachtschichtuntauglichkeit vorliegt, muss immer ein Arbeitsmediziner feststellen – auf Basis einer individuellen Beurteilung der gesundheitlichen Situation.
Muss Nachtschichtuntauglichkeit dauerhaft sein?
Nicht zwangsläufig. Die gute Nachricht: In vielen Fällen kann sich der Gesundheitszustand mit der richtigen Therapie oder einer Änderung der Lebensweise wieder bessern. Dann ist auch eine Rückkehr in den Nachtdienst möglich – nach erneuter ärztlicher Begutachtung.
Daher lohnt sich in jedem Fall der Blick auf die Ursachen und mögliche Verbesserungen – sowohl auf Seiten der Mitarbeitenden als auch im Unternehmen selbst.
Wie lässt sich Nachtschichtuntauglichkeit vermeiden?
Um langfristige Nachtarbeit gesund und verträglich zu gestalten, braucht es mehr als guten Willen. Unternehmen sollten die Gestaltung von Schichtplänen an wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren – gerade mit Blick auf ältere Beschäftigte. Folgende Maßnahmen gelten als besonders sinnvoll:
-
Maximal drei Nachtschichten hintereinander
-
Mindestens 24, besser 48 Stunden Freizeit nach der Nachtschichtphase
-
Regelmäßiger Freizeitausgleich bei Mehrarbeit oder besonderen Belastungen
-
Keine schnellen Wechsel zwischen Früh-, Spät- und Nachtschichten
-
Vermeidung von langen Schichtzyklen mit vielen aufeinanderfolgenden Nachtschichten
Ein gut gestalteter Schichtplan schützt nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden, sondern erhöht auch die Motivation und Produktivität – und reduziert Fehlzeiten.
Selbstverantwortung der Mitarbeitenden: Ein wichtiger Baustein
Auch Beschäftigte selbst können viel tun, um fit für den Nachtdienst zu bleiben. Denn wer gesund lebt, schützt sich besser vor den gesundheitlichen Risiken der Schichtarbeit. Dazu gehören:
-
Eine ausgewogene, regelmäßige Ernährung, angepasst an den Biorhythmus
-
Ausreichender Schlaf in einem ruhigen, dunklen Raum – möglichst ohne Störungen
-
Regelmäßige Bewegung und Sport
-
Erholungsphasen und bewusste Entspannung (z. B. mit Yoga oder Achtsamkeitstraining)
-
Vermeidung von Alkohol und Koffein in der Schlafphase
Ein betriebliches Gesundheitsmanagement kann Mitarbeitende dabei unterstützen – etwa durch Aufklärung, Trainings oder Kooperationen mit Fitnessstudios.
Fazit: Nachtarbeit braucht Schutz – und Weitsicht
Nicht jeder Mensch ist gleich belastbar – und nicht jeder kann sein Leben lang Nachtschichten leisten. Unternehmen sind deshalb gut beraten, Frühwarnzeichen ernst zu nehmen, medizinische Empfehlungen umzusetzen und präventiv zu handeln. Gelingt das, profitieren alle Seiten:
-
Mitarbeitende bleiben gesund und leistungsfähig
-
Unternehmen erhalten sich wertvolle Arbeitskräfte
-
Und das Betriebsklima bleibt auch bei Schichtarbeit menschlich und fair