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Hören Sie das?


Urheber:in:
ASU Arbeitsmedizin



Frauen, Stadtmenschen und das Gehör: Wer hört wie – und warum?

Frauen hören besser. Stadtmenschen anders. Und Menschen im Wald? Auch besonders.
Was zunächst wie ein Klischee klingt, wird nun von einer neuen Studie aus Frankreich und Großbritannien wissenschaftlich untermauert. Die Forschungsergebnisse zeigen: Unser Hörvermögen ist nicht nur eine Frage des Alters oder der Gene – sondern auch des Geschlechts, Wohnorts und sogar der Umgebungshöhe.


Zwei Dezibel Unterschied – was bedeutet das?

Im Schnitt hören Frauen etwa zwei Dezibel besser als Männer – ein kleiner, aber messbarer Vorsprung. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung der Universität Toulouse mit rund 450 Teilnehmenden. Laut der Audiologin Annette Limberger von der Hochschule Aalen ist dieser Unterschied nicht zu unterschätzen:

„Drei Dezibel bedeuten physikalisch eine Verdopplung des Schalldruckpegels – zwei Dezibel sind also durchaus relevant.“

In der Praxis heißt das: Frauen hören leisere Töne schneller – vor allem dann, wenn es um hohe Frequenzen geht. Diese Fähigkeit erleichtert ihnen beispielsweise das Verstehen von Sprache in lauter Umgebung, wie etwa das Unterscheiden von Konsonanten wie „tragen“ und „Kragen“ im Straßenlärm.


Warum hören Frauen anders? Anatomie macht den Unterschied

Ein Grund für die Unterschiede liegt in der anatomischen Struktur des weiblichen Ohrs: Der Gehörgang ist bei Frauen im Durchschnitt kürzer, wodurch sich die Resonanzfrequenz verschiebt – hin zu höheren Tönen, die sie dadurch sensibler wahrnehmen.

Das ist nicht nur ein interessantes biologisches Detail, sondern wirkt sich auch im Alltag aus – vor allem bei Gesprächen in unruhiger Umgebung oder bei der Orientierung im Straßenverkehr.


Stadt, Land, Wald: Der Wohnort verändert unser Gehör

Neben dem Geschlecht spielt auch der Wohnort eine Rolle beim Hören. Menschen, die in städtischen Gebieten leben, sind durch ständigen Verkehrs- und Hintergrundlärm anderen Hörreizen ausgesetzt als etwa Wald- oder Bergbewohner.

Stadtmenschen filtern tiefe Töne besser, weil diese im urbanen Raum oft dominieren – das dröhnende Brummen von Autos oder U-Bahnen ist ein alltäglicher Begleiter. Das Gehirn – und auch das Gehör selbst – passt sich an: tiefe, dauerhafte Geräusche werden ausgeblendet, während hohe Frequenzen stärker wahrgenommen werden.

„Es ist nicht nur das Gehirn, das sich anpasst – auch das Gehör reagiert organisch auf Dauerlärm“, sagt Annette Limberger.
„Nervenzellen ermüden bei ständiger Beschallung und lernen, irrelevante Geräusche auszublenden.“


Waldmenschen hören natürlicher

Menschen, die in natürlichen Umgebungen leben – etwa im tropischen Regenwald – zeigen laut Studie ebenfalls ein besseres Gehör, insbesondere bei Naturfrequenzen wie Vogelstimmen oder Rascheln. Diese Menschen sind oft weniger toxischen Umwelteinflüssen ausgesetzt, was sich auf die Gesundheit der feinen Haarsinneszellen in der Hörschnecke positiv auswirken kann.

Chemische Belastungen durch Industrie, Medikamente oder Lärm in Städten können diese empfindlichen Strukturen dagegen schädigen – oft irreversibel.


Auch die Höhe zählt: Leben in den Bergen beeinflusst das Gehör

Ein weiterer Einflussfaktor: die Höhenlage des Wohnorts. In sehr hohen Gebieten – ab etwa 2.500 Metern – verändert sich der Sauerstoffgehalt im Blut. Dadurch kann das Blut dickflüssiger werden, was die Durchblutung der feinen Gefäße im Ohr erschwert. Das wiederum kann die Hörleistung mindern.


Fazit: Hören ist mehr als Biologie – es ist Umwelt, Anpassung und Lebensweise

Diese neue Studie belegt, was die Audiologie schon länger vermutet: Hören ist ein dynamischer Prozess. Es ist nicht nur genetisch festgelegt, sondern formbar durch unsere Umwelt, unseren Alltag und unsere Lebensbedingungen.

  • Frauen hören tendenziell besser – besonders hohe Töne.

  • Stadtmenschen hören anders – durch ständigen Lärm gewöhnen sie sich an das Ausblenden tiefer Frequenzen.

  • Wald- und Bergbewohner zeigen andere Hörprofile – bedingt durch natürliche Umwelteinflüsse und geografische Gegebenheiten.

Unsere Ohren sind also nicht nur Sinnesorgane, sondern auch ein Spiegel unserer Umwelt – und das, was wir täglich hören (oder nicht hören), prägt unsere Wahrnehmung langfristig.


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