Klimawandel und Schwangerschaft: Hitze wird zum Gesundheitsrisiko
Die Zahl gefährlicher Hitzetage hat sich weltweit verdoppelt – mit gravierenden Folgen für Schwangere und ihre Kinder. Eine aktuelle Analyse der gemeinnützigen Organisation Climate Central schlägt Alarm: Der Klimawandel wirkt sich nicht nur auf Umwelt und Infrastruktur aus, sondern zunehmend auch direkt auf unsere Gesundheit – und besonders auf die vulnerabelsten Gruppen.
Verdoppelte Hitzebelastung – eine stille Gefahr für Schwangere
In 90 % der analysierten Länder und Regionen hat sich die Anzahl der Tage, an denen es für Schwangere gefährlich heiß wird, seit 2020 verdoppelt. Die Studie umfasst Temperaturdaten aus 247 Ländern sowie 940 Städten weltweit – darunter auch Berlin, Hamburg, Köln, München und Stuttgart.
Für werdende Mütter birgt diese Entwicklung ernsthafte gesundheitliche Risiken:
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Erhöhtes Risiko für Frühgeburten
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Größere Wahrscheinlichkeit für Komplikationen während der Schwangerschaft
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Mögliche Langzeitfolgen für das Kind, wie erhöhter Förderbedarf
Hitzetage wurden in der Studie als Tage definiert, an denen die Temperatur im oder über dem 95. Perzentil der historischen Werte liegt – ein Schwellenwert, der laut Forschung mit erhöhtem Frühgeburtsrisiko assoziiert ist.
Deutschland: Hitze nimmt auch hier deutlich zu
Auch Deutschland ist von dieser Entwicklung nicht verschont:
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Seit 2020 wurden jährlich 22 gefährliche Hitzetage registriert
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Berlin und München verzeichneten in den letzten fünf Jahren einen Zuwachs von über 60 %
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Insgesamt wurden 45 Tage mit extrem hohen Temperaturen seit 2020 gezählt – mehr als 50 % über dem historischen Vergleich
Ein dramatisches Beispiel: Eine Studie des Hamburger Universitätsklinikums (Arck et al., Lancet, 2023) warnt davor, dass bis 2033 jedes sechste Kind in Deutschland durch Hitzeeinwirkung eine Frühgeburt sein könnte.
Hitze trifft nicht alle gleich – soziale Ungleichheit verschärft Risiko
Besonders betroffen sind Regionen mit begrenztem Zugang zu medizinischer Versorgung, etwa in Südamerika, Afrika südlich der Sahara und Südostasien. Aber auch in industrialisierten Ländern gibt es sozial bedingte Unterschiede bei der Hitzeanpassung:
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Niedrige Einkommen = schlechtere Wohnverhältnisse
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Geringerer Zugang zu Klimaanlagen oder kühlenden Arbeitsplätzen
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Fehlende Aufklärung über Präventionsmaßnahmen
Gerade Schwangere in körperlich fordernden Berufen oder ohne ausreichenden Hitzeschutz sind besonders gefährdet.
Was jetzt passieren muss: Gesundheitsschutz für Schwangere stärken
Die Ergebnisse der Climate-Central-Analyse zeigen: Der Klimawandel ist längst ein gesundheitliches Risiko – und keine ferne Zukunftsfrage mehr. Es braucht gezielte Maßnahmen auf individueller, betrieblicher und politischer Ebene:
🟢 Klimasensible Gesundheitsvorsorge: Ärztliche Beratung und Vorsorge speziell für schwangere Frauen an Hitzetagen
🟢 Anpassung der Arbeitsbedingungen: Hitzeschutz im Job, flexible Arbeitszeiten, Homeoffice, Pausenregelungen – insbesondere in der Schwangerschaft
🟢 Frühzeitige Aufklärung: Informationskampagnen über die Risiken von Hitzebelastung in Schwangerschaft und mögliche Schutzmaßnahmen
🟢 Städte und Gemeinden in die Pflicht nehmen: Hitzeschutzpläne, Begrünung, Schattenplätze, kühle Rückzugsräume
Fazit: Schwangerschaftsschutz braucht Klimaanpassung
Klimawandel ist nicht nur ein Umweltproblem – er ist ein gesundheitspolitischer Brennpunkt, insbesondere für Schwangere. Frühgeburten, Komplikationen und langfristige Folgen für Kinder lassen sich vermeiden, wenn rechtzeitig gegengesteuert wird. Der Schutz werdender Mütter muss Teil jeder Klimaanpassungsstrategie werden.
Denn: Ein sicheres Klima beginnt mit dem Schutz der Verletzlichsten.
🔗 Zur Climate Central Analyse mit interaktiven Karten und Städte-Daten:
climatecentral.org