Krank – und trotzdem im Homeoffice aktiv? Wenn Flexibilität zur Belastung wird
Mobiles Arbeiten ist aus dem Alltag vieler Beschäftigter nicht mehr wegzudenken. Es spart Wege, ermöglicht Flexibilität – und ist bei einem Großteil der Beschäftigten beliebt. Doch mit den Vorteilen kommen auch neue Herausforderungen. Der DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025 zeigt eindrücklich: Die Entgrenzung von Arbeit und Privatleben führt zunehmend zu gesundheitlichen Belastungen – und fordert ein aktives Umdenken im Arbeitsschutz.
Zuhause bleiben – und trotzdem arbeiten: Eine gefährliche Entwicklung
Ein zentrales Ergebnis der Befragung von 1.500 Beschäftigten durch DEKRA und forsa: Zwei Drittel der Befragten, die im Homeoffice tätig sind, arbeiten trotz Krankheit weiter – teilweise sogar während einer Krankschreibung.
Was zunächst nach Engagement klingt, birgt in Wahrheit Risiken:
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Gesundheitsrisiken durch fehlende Erholung
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Verzögerte Genesung
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Langfristige Überlastung
Der Trend zur ständigen Erreichbarkeit und zum „Funktionieren“ auch bei gesundheitlichen Einschränkungen wird durch das Homeoffice begünstigt – weil Kontrolle fehlt, aber auch Schutzmechanismen.
Vorteile des Homeoffice – geschätzt, aber nicht immer gesund
Die gute Nachricht: Das Homeoffice hat viele Befürworter. Laut Report sagen
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89 %, dass sie es schätzen, den Arbeitsweg zu sparen,
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73 %, dass sie gerne in bequemer Kleidung arbeiten,
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68 %, dass sie sich die Zeit flexibler einteilen können,
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56 %, dass sie sich zu Hause besser konzentrieren.
Doch es gibt auch Schattenseiten:
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21 % klagen über körperliche Beschwerden durch schlechte Ergonomie,
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20 % arbeiten regelmäßig länger oder zu untypischen Zeiten (z. B. abends, am Wochenende),
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Störungen durch Lärm oder die Familiensituation erschweren konzentriertes Arbeiten.
Diese Erkenntnisse zeigen: Homeoffice kann zwar entlasten – aber nur unter den richtigen Bedingungen.
Der Arbeitgeber bleibt verantwortlich – auch im Homeoffice
Ein häufig übersehener Punkt: Auch beim mobilen Arbeiten trägt der Arbeitgeber die Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit. Dazu gehören:
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Ergonomische Beratung und Ausstattung
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Regelmäßige Unterweisungen
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Gefährdungsbeurteilungen – auch psychischer Belastungen
Doch laut Report wird diese Verantwortung häufig ignoriert. Nur 28 % der Befragten berichten von einer psychischen Gefährdungsbeurteilung in ihrem Betrieb. Und nur die Hälfte sagt, dass die Sicherheitsregeln konsequent eingehalten werden.
Dr. Sebastian Sigle, Mitglied der DEKRA-Geschäftsleitung, warnt:
„Arbeits- und Gesundheitsschutz ist kein Projekt, sondern ein permanenter Prozess. Investitionen in Prävention lohnen sich – nicht nur für die Beschäftigten, sondern auch für den nachhaltigen Erfolg von Unternehmen.“
Künstliche Intelligenz – Segen oder Stressfaktor?
Ein weiteres wichtiges Thema: der zunehmende Einsatz von KI und digitalen Technologien. Die Mehrheit der Befragten (58 %) hat derzeit noch keine direkte Berührung damit, doch die Entwicklungen schreiten rasant voran.
Die Chancen:
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Vereinfachung von Routineaufgaben
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Effizienzgewinne
Die Risiken:
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Angst vor Kontrolle und Überwachung
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Gefühl des Kontrollverlusts über die eigene Arbeit
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Psychische Belastung
DEKRA empfiehlt, den Einsatz von KI transparent, mitarbeiterorientiert und behutsam zu gestalten – und das Thema psychische Gesundheit von Beginn an mitzudenken.
Fazit: Neue Arbeitswelt, neue Verantwortung
Der DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2025 zeigt: Mobiles Arbeiten ist keine Ausnahme mehr – sondern Alltag. Damit steigen auch die Anforderungen an den Arbeitsschutz. Unternehmen müssen lernen, ihre Fürsorgepflicht neu zu definieren:
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Gesundheitsschutz muss auch im Homeoffice greifen.
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Psychische Belastungen müssen systematisch erkannt und adressiert werden.
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Technologien wie KI dürfen nicht zur Überforderung führen.
Arbeiten in der digitalen Welt braucht mehr als Technik – es braucht Verantwortung, Prävention und Respekt vor menschlicher Gesundheit.