Prokrastination im Arbeitsschutz: Die unterschätzte Gefahr im Unternehmen
“Et hätt noch immer jot jejange” – Warum Aufschieben im Arbeitsschutz teuer werden kann
Arbeitsschutz ist Pflicht – und doch wird er im Alltag vieler Unternehmen gern auf später verschoben. Zu komplex, zu teuer, zu aufwändig, zu wenig greifbar. Oft lautet die unausgesprochene Devise: „Es ist ja bisher nichts passiert“. Doch genau diese Haltung – Prokrastination – kann im Arbeitsschutz fatale Folgen haben. Und: Aufgeschobene Sicherheit wird oft doppelt teuer.
Warum Unternehmen beim Arbeitsschutz zögern
Prokrastination ist kein individuelles Problem einzelner Mitarbeiter – sie ist auch ein organisatorisches Phänomen. Unternehmen, geführt von Menschen, ticken psychologisch genauso wie Einzelpersonen. Das Aufschieben von Maßnahmen im Arbeitsschutz ist daher kein Zufall, sondern systematisch erklärbar:
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Kurzfristiges Denken:
Maßnahmen für langfristige Sicherheit konkurrieren mit dem Tagesgeschäft – und verlieren. Die Folge: Prävention wird hintenangestellt, akute Probleme gewinnen. -
Kein unmittelbarer Nutzen:
Arbeitsschutz bringt keine schnellen Gewinne oder sichtbaren Erfolge. Umsatz- und Effizienzsteigerungen erscheinen oft dringender. -
Fehlende Dringlichkeit:
Wo kein Unfall passiert, scheint auch keine Gefahr. Prävention wirkt unsichtbar – bis etwas schiefgeht. -
Verwaltungsaufwand & Bürokratie:
Gefährdungsbeurteilungen, Audits, Schulungen – für viele klingt das nach Papierkrieg statt Produktivität. -
Unangenehme Entscheidungen und Konflikte:
Sicherere Abläufe oder strengere Vorgaben kosten Zeit, Geld oder machen unbeliebt. Wer spricht solche Themen gern aktiv an? -
Überlastung und Zeitmangel:
Führungskräfte und Fachkräfte jonglieren viele Aufgaben – da rutscht “nicht Dringendes” oft nach hinten. -
Perfektionismus:
Lieber gar nicht starten, als nicht perfekt vorbereitet? Falsch gedacht – im Arbeitsschutz zählt Pragmatismus: 80% jetzt sind besser als 100% zu spät. -
Unklare Zuständigkeiten:
Wenn niemand zuständig ist, passiert… nichts. -
Organisatorische Trägheit:
In großen Unternehmen verlangsamen Abstimmungen und Genehmigungen die Umsetzung notwendiger Maßnahmen. -
Fehlende Kontrolle & Konsequenzen:
Ohne Überprüfung und Sanktionen wird Prokrastination im Arbeitsschutz zum Standard.
Eisenhower-Matrix: Aufschieben strukturiert vermeiden
Die Eisenhower-Matrix hilft, Prioritäten im Arbeitsschutz besser zu erkennen:
Dringend | Nicht dringend | |
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Wichtig | A: Sofort umsetzen z. B. akute Unfallgefahren beseitigen |
B: Planen & terminieren z. B. Gefährdungsbeurteilungen, Schulungen |
Unwichtig | C: Delegieren z. B. Routinekontrollen |
D: Ignorieren/Eliminieren z. B. unnötige Verwaltungsroutinen |