Wer den ganzen Tag sitzt, riskiert bekanntermaßen gesundheitliche Schäden: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenschmerzen, Stoffwechselprobleme. Doch wer glaubt, das Problem lasse sich durch reines Stehen lösen – etwa durch ein höhenverstellbares Stehpult – der irrt. Eine aktuelle Kohortenstudie der UK Biobank zeigt: Langes Stehen kann ebenso gesundheitsschädlich sein wie langes Sitzen.
Das Märchen vom gesunden Stehen
In vielen Büros werden heute Stehschreibtische als Wundermittel gegen Bewegungsmangel verkauft. Doch die Daten der Studie sprechen eine klare Sprache:
✔ Langes Sitzen (über 10 Stunden täglich) erhöht nachweislich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz oder Schlaganfall.
✔ Aber auch längeres Stehen (zusätzlich zum Sitzen über mehr als 12 Stunden pro Tag) bringt keinen Vorteil – im Gegenteil: Es steigert die Gefahr für sogenannte orthostatische Erkrankungen, z. B. Venenschwäche, Krampfadern oder Kreislaufprobleme.
Stehen als reine Alternative zum Sitzen ist also keine Lösung, sondern birgt eigene gesundheitliche Risiken.
Was wirklich hilft: Bewegung – und zwar regelmäßig
Die Studienautoren sind sich einig: Bewegung ist der entscheidende Faktor, nicht der Wechsel zwischen starrer Sitz- und Stehhaltung.
Schon kurze aktive Unterbrechungen wie:
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Ein 5-Minuten-Gang durchs Büro,
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Dehnübungen am Platz,
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der Gang zur Kaffeemaschine in den dritten Stock,
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oder ein Spaziergang in der Mittagspause
senken das Krankheitsrisiko deutlich.
Empfohlen wird:
✔ Alle 30 bis 60 Minuten aufstehen und bewegen,
✔ täglich mindestens 150 Minuten moderate Bewegung (z. B. flotte Spaziergänge, Radfahren),
✔ Treppen statt Aufzug,
✔ Meetings im Gehen (Walking Meetings) oder kurze Stretch-Pausen.
Stehpult – sinnvoll, aber nicht als Allheilmittel
Heißt das, Stehschreibtische sind nutzlos? Nein – sie können ein Baustein sein, wenn sie richtig eingesetzt werden. Die Devise lautet: Wechseln und in Bewegung bleiben, nicht stundenlang statisch stehen oder sitzen.
✔ Idealerweise kombiniert man Sitzen, Stehen und Gehen im Tagesverlauf.
✔ Stehpulte sollten nicht dazu verleiten, regungslos zu verweilen – sondern ermutigen, sich öfter zu bewegen.
Fazit: Bewegung schlägt Haltung
Die aktuelle Studienlage macht deutlich: Weder das Sitzen noch das Stehen selbst sind das Problem – es ist die Bewegungslosigkeit. Wer denkt, sein Gesundheitsrisiko allein durch das Umstellen auf ein Stehpult zu senken, wird enttäuscht.
Stattdessen braucht es eine Kultur der aktiven Unterbrechung, kurze Bewegungsimpulse, bewusste Pausen und vor allem: den Mut, den Stuhl oder das Stehpult immer wieder zu verlassen.
Denn der beste Arbeitsplatz ist der, der regelmäßig verlassen wird.