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Soziales Faulenzen


Urheber:in:
DGUV



Teamarbeit gehört in vielen Unternehmen zum Alltag – ob im Projektmanagement, in der Entwicklung oder im Kundenservice. Doch sie birgt auch ein Risiko: das sogenannte Social Loafing. Dabei ziehen sich einzelne Teammitglieder zurück und überlassen anderen die Hauptlast der Arbeit. Was auf den ersten Blick wie Trägheit aussieht, ist in Wahrheit ein psychologisch erklärbares Phänomen – und kein Grund, Gruppenarbeit grundsätzlich infrage zu stellen.


Was ist Social Loafing?

Der Begriff Social Loafing (zu Deutsch: soziales Faulenzen) beschreibt das Verhalten von Menschen, die in Gruppen weniger leisten als sie könnten – schlichtweg, weil sie sich auf die Leistung der anderen verlassen. „Im Sport ist dieses Prinzip schon lange bekannt“, erklärt Kathrin Schwarzmann, Arbeitspsychologin bei der BGHW. „Ein gutes Beispiel ist ein Ruderteam: Manche rudern mit vollem Einsatz, andere halten sich zurück.“

Warum passiert das? Einzelleistungen sind in Gruppen oft schwer zu erkennen – und noch schwerer zu bewerten. Wer nicht gesehen wird, fühlt sich weniger verantwortlich. Hinzu kommt: In einer sich ständig wandelnden Arbeitswelt strengt sich nicht jeder gleich gern an, um mit neuen Prozessen oder Rollen Schritt zu halten. Das Gehirn schaltet auf Energiesparmodus.


Gruppenarbeit – Ja, aber richtig

Komplett auf Teamarbeit zu verzichten, wäre der falsche Weg. Denn dort, wo unterschiedliche Kompetenzen gefragt sind, kann Teamarbeit große Stärken entfalten. Die Lösung liegt also nicht im „Entweder-oder“, sondern im klugen Gestalten von Gruppenprozessen.

Führungskräfte können gezielt gegensteuern – durch diese Maßnahmen:

✔️ Einzelleistungen sichtbar machen

Nur wer weiß, dass sein Beitrag gesehen wird, bringt ihn ein. Klare Aufgabenverteilung, regelmäßiges Feedback und transparente Zwischenergebnisse helfen, die individuelle Leistung erkennbar zu machen.

✔️ Gute Leistungen regelmäßig loben

Anerkennung motiviert – und sollte nicht erst am Projektende ausgesprochen werden. Wer Lob gezielt einsetzt, fördert Engagement und Teamgeist.

✔️ Wertschätzendes Klima schaffen

Ein respektvoller Umgang miteinander und das ernsthafte Interesse an den Meinungen und Ideen aller Teammitglieder stärken die Kooperationsbereitschaft.

✔️ Realistische Ziele setzen

Überforderung hemmt, klare und erreichbare Ziele beflügeln. Wenn alle wissen, wohin es gehen soll, lässt sich Verantwortung besser aufteilen.

✔️ Gruppenarbeit gezielt einsetzen

Nicht jede Aufgabe braucht ein Team. Wo die Einzelarbeit effizienter ist, sollte man sie auch zulassen.


Worauf es bei der Gruppenstruktur ankommt

Die richtige Zusammensetzung des Teams ist entscheidend für den Erfolg. Diese Fragen helfen bei der Planung:

  • Besteht das Team aus maximal fünf Personen?

  • Ergänzen sich die Kompetenzen der Mitglieder sinnvoll?

  • Gibt es eine klare Rollenverteilung?

  • Entsprechen die Aufgaben den jeweiligen Stärken und Erfahrungen?

  • Ist jemand kein Teamplayer, der seine Talente besser in einem anderen Arbeitssetting entfalten kann?


Das Potenzial erkennen – nicht die Schwächen betonen

Statt sich über „faule“ Mitarbeitende zu ärgern, lohnt sich ein Perspektivwechsel. Social Loafing ist weniger ein Zeichen von Unwillen als vielmehr eine Reaktion auf unklare Strukturen oder mangelnde Anerkennung. Wer als Führungskraft versteht, wie Menschen in Gruppen ticken, kann Gruppenarbeit nicht nur effizienter, sondern auch fairer gestalten.

„Fühlen sich Einzelne gesehen und honoriert, wächst die Zufriedenheit – und das ganze Team arbeitet besser zusammen.“, bringt es Kathrin Schwarzmann auf den Punkt.


Fazit: Soziales Faulenzen ist keine Charakterschwäche, sondern eine vermeidbare Nebenwirkung schlechter Teamstrukturen. Wer Gruppenarbeit sinnvoll plant, Rollen klar definiert und individuelle Beiträge sichtbar macht, verwandelt träge Teamarbeit in echte Zusammenarbeit – zum Vorteil aller Beteiligten.



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