Blogartikel: Erneuerbare Energien 2024 – Deutschlands Strom wird grüner, doch der Weg bleibt lang
Die Energiewende in Deutschland schreitet weiter voran – zumindest im Stromsektor. 2024 war ein weiteres Jahr mit Zuwächsen bei der Erzeugung erneuerbarer Energien. Laut einer aktuellen Schätzung der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien-Statistik (AGEE-Stat) am Umweltbundesamt liegt der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch erstmals bei rund 54 Prozent. Doch so erfreulich dieser Meilenstein ist: In den Bereichen Wärme und Verkehr zeigt sich, wie herausfordernd der Umbau des Energiesystems weiterhin ist.
Mehr Ökostrom – vor allem dank Sonne
Deutschland erzeugte 2024 etwa 285 Terawattstunden (TWh) Strom aus erneuerbaren Quellen – ein Plus von gut vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit übertrifft der Anteil grünen Stroms erstmals deutlich die 50-Prozent-Marke. Die beiden tragenden Säulen bleiben:
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Windenergie, die mit rund 141 TWh nahezu auf Vorjahresniveau blieb, trotz etwas schwächerem Ausbau (3 GW Zubau statt 3,3 GW in 2023).
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Photovoltaik, deren Stromproduktion dank starkem Anlagenzubau um satte 16 Prozent auf 74 TWh zulegte – trotz vergleichsweise weniger Sonnenstunden.
Insgesamt kommt der Großteil des erneuerbaren Stroms – mehr als drei Viertel – aus Sonne und Wind. Andere Quellen wie Biomasse, Wasserkraft und Geothermie liefern gemeinsam rund ein Viertel.
Ausbauziele in Sichtweite – aber noch nicht erreicht
Trotz des Fortschritts mahnt UBA-Präsident Dirk Messner: „Wir müssen insgesamt noch mehr tun.“ Denn bis 2030 sollen laut Zielvorgabe 80 Prozent des Strombedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt werden. Gleichzeitig steigt der Strombedarf durch die Elektrifizierung von Wärme und Verkehr – es genügt also nicht, den aktuellen Kurs einfach fortzusetzen. Ein deutlich schnellerer Ausbau ist erforderlich.
Vor allem die Windkraft soll laut EEG bis 2030 massiv wachsen:
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115 GW Wind an Land
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30 GW Wind auf See
Derzeit liegt die installierte Leistung bei 72 GW (Wind an Land). Positiv stimmt, dass viele neue Genehmigungen vorliegen und die Auktionsverfahren für Wind auf See stark nachgefragt sind.
Wärmewende bleibt zäh
Im Wärmesektor verlief die Entwicklung 2024 erneut schleppend. Der Anteil erneuerbarer Energien stieg nur leicht um weniger als ein Prozent. Zwar gibt es Fortschritte beim Einbau von Wärmepumpen, doch in der Fläche reicht das nicht aus, um große Effekte zu erzielen.
Das Problem: Viele Gebäude sind energetisch noch nicht saniert, der Umbau von Gas- und Ölheizungen geht nur langsam voran, und Förderanreize greifen oft verzögert. Der Handlungsdruck bleibt hoch, denn Wärme macht weiterhin einen Großteil des Energieverbrauchs in Deutschland aus – und ist essenziell für das Erreichen der Klimaziele.
Verkehrssektor: Rückschritt bei Biokraftstoffen
Im Verkehrssektor gab es 2024 sogar einen Rückschritt beim Einsatz erneuerbarer Energien. Hintergrund ist eine Änderung der 38. Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV), die dazu führte, dass deutlich weniger Biokraftstoffe wie Biodiesel verwendet wurden. Zwar stieg der Verbrauch von Bioethanol leicht an, doch insgesamt war das Minus spürbar – etwa 24 Prozent weniger Biodiesel.
Positiv zu vermerken ist hingegen, dass erneuerbarer Strom im Verkehr – etwa im Bahn- und Straßenverkehr – stärker genutzt wurde: Ein Plus von fast 14 Prozent, das sich auf rund 9 TWh summiert. Trotzdem macht dieser Anteil gerade einmal drei Prozent der gesamten Ökostromerzeugung aus.
Fazit: Viel erreicht – noch mehr zu tun
2024 war für den Stromsektor ein erfreuliches Jahr. Mehr als die Hälfte des Stroms in Deutschland stammt nun aus erneuerbaren Quellen. Die Kombination aus ambitionierten Ausbauzielen, technologischem Fortschritt und wachsendem gesellschaftlichem Rückhalt zeigt Wirkung – insbesondere bei Wind und Solar.
Doch die Energiewende ist mehr als nur eine Stromwende. In den Sektoren Wärme und Verkehr gibt es noch viel Nachholbedarf. Hier wird die Herausforderung der nächsten Jahre liegen: Eine sektorenübergreifende, ganzheitliche Transformation des Energiesystems.
Was jetzt gebraucht wird:
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Schnellere Genehmigungen für Wind- und Solaranlagen
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Konzepte für die flächendeckende Wärmewende, inklusive Sanierungswellen
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Massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität
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Zukunftsfähige Anreizsysteme für klimafreundliche Kraftstoffe
Die Richtung stimmt – doch um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 zu erreichen, darf der Schwung nicht nachlassen. 2024 war ein Schritt nach vorn. Viele weitere müssen folgen.