Grundwasser in Baden-Württemberg: Schadstoffrückgang sichtbar – aber Nitrat bleibt Sorgenkind
03.12.2024 – Der neue Jahresbericht der LUBW zeigt: Die Qualität des Grundwassers in Baden-Württemberg verbessert sich langsam, aber stetig. Doch es bleiben große Herausforderungen – vor allem bei Nitrat.
Grundwasser ist eine der wichtigsten Ressourcen für unsere Trinkwasserversorgung – rund 70 % unseres Trinkwassers stammen aus Grund- und Quellwasser. Umso wichtiger ist ein kontinuierlicher Überblick über Menge und Qualität dieser Ressource. Die LUBW Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg hat mit ihrem aktuellen Jahresbericht 2023 erneut einen detaillierten Blick auf den Zustand des Grundwassers im Land geworfen. Das Fazit: Weniger Schadstoffe – aber kein Grund zur Entwarnung.
Nitrat bleibt Hauptproblem – trotz jahrzehntelanger Überwachung
Auch wenn die Konzentrationen vieler Schadstoffe im Grundwasser rückläufig sind, Nitrat bleibt die größte Herausforderung. Der Stoff, der vor allem aus der intensiven Landwirtschaft in den Boden gelangt, überschreitet an etwa 8 % der Messstellen den gesetzlichen Grenzwert von 50 mg/l. Weitere 17 % liegen über dem Warnwert von 37,5 mg/l. Zwar ist die mittlere Nitratkonzentration seit Beginn der Messungen 1994 um 24 % gesunken – in den letzten fünf Jahren ist diese Entwicklung jedoch ins Stocken geraten.
„Das Konzentrationsniveau bleibt nahezu unverändert – hier besteht dringender Handlungsbedarf“, betont Dr. Ulrich Maurer, Präsident der LUBW.
Altlasten wirken nach: Verbotene Pflanzenschutzmittel weiterhin nachweisbar
Besonders alarmierend: Selbst Jahrzehnte nach ihrem Verbot lassen sich viele Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe weiterhin im Grundwasser nachweisen. Wirkstoffe wie Atrazin oder Simazin sind seit den 1990er-Jahren nicht mehr zugelassen – und doch überschreiten ihre Rückstände an etwa einer von 100 Messstellen den Grenzwert von 0,1 µg/l.
„Grundwasser hat ein langes Gedächtnis“, so Maurer. „Einmal eingetragene Schadstoffe bleiben oft über Jahrzehnte im Untergrund.“
Deutliche Fortschritte bei Industrie-Schadstoffen
Erfreulicher fällt die Entwicklung bei den sogenannten leichtflüchtigen halogenierten Kohlenwasserstoffen (LHKW) aus – Altlasten aus Industrie und Textilreinigung. Ihre Belastung ist seit den 1990er-Jahren um rund zwei Drittel zurückgegangen. Heute überschreiten nur noch etwa 3 % der Messstellen den Schwellenwert – früher waren es bis zu 8 %.
Auch bei metallischen Spurenstoffen wie Arsen oder Blei ist ein langfristiger Rückgang zu beobachten. Hier zeigt sich, dass gesetzliche Regulierungen und besserer Umweltschutz wirken.
Trotz mehr Regen: Grundwasserstände bleiben unterdurchschnittlich
2023 brachte in Baden-Württemberg endlich mehr Regen – zum ersten Mal seit 2007. Das sorgte zwar für eine kurzfristige Erholung der Sickerwasserraten und Grundwasserstände, doch im langjährigen Vergleich bleiben die Wasserstände weiterhin unter dem Durchschnitt. Besonders im Großraum Stuttgart, in Oberschwaben sowie im Oberrheingraben wurden teilweise sehr niedrige Werte gemessen.
Konsequenter Schutz bleibt essenziell
Trotz positiver Trends bei vielen Schadstoffen ist die Botschaft klar:
Der Schutz des Grundwassers muss weiter intensiv betrieben werden.
„Wir müssen bestehende Schutzmaßnahmen konsequent fortführen und gegebenenfalls optimieren“, mahnt Maurer. „Vor allem das Beispiel der Pflanzenschutzmittel zeigt, wie lange die Folgen menschlichen Handelns nachwirken.“
Fazit: Fortschritte ja – aber kein Grund zum Ausruhen
Der Bericht der LUBW zeichnet ein differenziertes Bild: Einige Umweltmaßnahmen zeigen Wirkung, das ist ermutigend. Doch die anhaltende Nitratbelastung, die Langzeitwirkung von Altlasten und die regional zu niedrigen Grundwasserstände zeigen deutlich, dass noch viel zu tun bleibt.
Wer sich im Detail informieren möchte: Der vollständige Bericht „Grundwasser-Überwachungsprogramm – Ergebnisse 2023“ sowie eine zweiseitige Kurzfassung stehen zum Download bereit unter:
👉 https://pudi.lubw.de