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Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz: Ein unterschätztes Risiko mit weitreichenden Folgen

Zitat von Herbert Lattermann am 23. Juli. 2025, 12:40 UhrSexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist kein Einzelfall, kein Tabuthema von gestern und schon gar kein „Missverständnis“. Sie ist Realität – für Millionen Frauen in Europa. Eine neue EU-weite Erhebung zeigt: Die Dimensionen dieses Problems sind größer, als viele denken – und die Folgen gravierender, als oft wahrgenommen.
Jede dritte Frau betroffen – besonders junge Frauen gefährdet
Eine groß angelegte Untersuchung von Eurostat, der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) und dem Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) gibt erschütternde Einblicke:
31 % der berufstätigen Frauen in Europa haben bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Bei jungen Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren liegt der Anteil sogar bei 42 %.Gleichzeitig glauben drei Viertel aller befragten Frauen, dass sexuelle Belästigung im Berufsleben selten vorkommt – ein krasser Widerspruch zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Wo Belästigung passiert – und warum sie oft unsichtbar bleibt
Sexuelle Belästigung geschieht selten offen, sondern meist subtil oder hinter verschlossenen Türen:
In Büros, Kantinen oder auf Dienstreisen
Bei After-Work-Events oder Teambuilding-Aktivitäten
In der digitalen Welt: über Social Media, Messenger oder E-Mail
Vor allem online nimmt die Belästigung zu: 13,5 % der jungen Frauen erleben Übergriffe über digitale Kanäle. Und doch bleibt vieles unbemerkt oder unbeachtet, weil Betroffene aus Angst, Scham oder mangelndem Vertrauen schweigen.
Gesundheit, Karriere und Gleichstellung in Gefahr
Die Auswirkungen sind tiefgreifend: Depressionen, Angststörungen, Schlafprobleme und sogar posttraumatische Belastungsstörungen gehören zu den möglichen Folgen.
Auch beruflich hat sexuelle Belästigung fatale Konsequenzen: Karrieren werden behindert, Frauen ziehen sich zurück, vermeiden Beförderungen oder geben ihren Job ganz auf.„Sexuelle Belästigung ist nicht nur ein Sicherheitsproblem am Arbeitsplatz – sie ist ein grundlegendes Gleichstellungsproblem“, warnt Carlien Scheele, Direktorin des EIGE.
„Sie untergräbt Würde, Gesundheit und Chancengleichheit.“
Ein Menschenrecht wird verletzt – und Arbeitgeber müssen handeln
Sexuelle Belästigung ist nicht nur ein arbeitsrechtliches Problem, sondern eine Verletzung von Menschenrechten.
Die EU-Richtlinie 2006/54/EG verpflichtet Arbeitgeber explizit zur Prävention psychosozialer Risiken, wozu auch sexuelle Belästigung zählt.Mit der neuen EU-Richtlinie 2024/1385 zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen wird diese Pflicht konkretisiert und verschärft: Arbeitgeber müssen Betroffene unterstützen, Führungskräfte schulen und belästigungsfreie Arbeitsumgebungen garantieren.
Zusätzlich setzt die ILO-Konvention Nr. 190, mittlerweile von zehn EU-Staaten ratifiziert, einen klaren Null-Toleranz-Standard für sexuelle Belästigung im Arbeitsleben.
Die ökonomische Dimension: Milliardenverluste durch Untätigkeit
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kostet nicht nur Menschen ihre Gesundheit – sie kostet auch die Wirtschaft:
Laut einem Bericht der EU-Kommission beliefen sich die Folgekosten bereits 2013 auf 617 Milliarden Euro jährlich in der EU, darunter:
273 Milliarden Euro durch Fehlzeiten und reduzierte Leistung
242 Milliarden Euro durch Produktivitätsverluste
In Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel ist das nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch unverantwortlich.
Was Unternehmen tun müssen – und jetzt auch gesetzlich sollen
Prävention beginnt nicht mit Broschüren, sondern mit Haltung. Arbeitgeber und Führungskräfte sind heute mehr denn je in der Pflicht:
- Null-Toleranz-Politik mit klarer Führungsvorbildfunktion
- Schulungen für alle Mitarbeitenden und spezifisches Training für Führungskräfte
- Vertrauliche Beschwerdewege ohne Angst vor Repressalien
- Unabhängige Gremien zur Aufarbeitung und konsequente Sanktionen
- Beratung und psychologische Unterstützung für Betroffene
- Richtlinien gegen digitale Belästigung wie Sexting, Trolling und Cyberstalking
EU-OSHA, FRA und EIGE stellen hierfür praxisnahe Werkzeuge zur Verfügung, darunter:
OiRA – Online-Tools zur Risikobewertung
EIGE-Toolkit gegen Sexismus am Arbeitsplatz
Artikel auf OSHwiki zur psychosozialen Gefährdungsbeurteilung
Unsere Verantwortung: Schweigen brechen, Solidarität zeigen
Sexuelle Belästigung betrifft uns alle – direkt oder indirekt. Wer Zeugin oder Zeuge wird, darf nicht wegsehen: Intervenieren, Betroffene unterstützen, Vorgesetzte informieren.
HR-Abteilungen und Betriebsräte müssen Strukturen schaffen, in denen Belästigung konsequent benannt, geahndet und verhindert wird. Nur so entstehen Arbeitsplätze, in denen Respekt und Gleichstellung gelebte Realität sind – und nicht bloß auf dem Papier stehen.
Fazit: Mehr als ein Einzelfall – ein strukturelles Problem
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist keine Randerscheinung. Sie ist ein systemisches Problem, das Gesundheit, Gleichstellung und wirtschaftliche Entwicklung gleichermaßen bedroht.
Doch sie ist vermeidbar – durch klare Regeln, echte Verantwortung und solidarisches Handeln.
Denn: Ein sicherer Arbeitsplatz ist kein Privileg, sondern ein Recht.Mehr Infos & Tools:
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist kein Einzelfall, kein Tabuthema von gestern und schon gar kein „Missverständnis“. Sie ist Realität – für Millionen Frauen in Europa. Eine neue EU-weite Erhebung zeigt: Die Dimensionen dieses Problems sind größer, als viele denken – und die Folgen gravierender, als oft wahrgenommen.
Jede dritte Frau betroffen – besonders junge Frauen gefährdet
Eine groß angelegte Untersuchung von Eurostat, der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA) und dem Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) gibt erschütternde Einblicke:
31 % der berufstätigen Frauen in Europa haben bereits sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz erlebt. Bei jungen Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren liegt der Anteil sogar bei 42 %.
Gleichzeitig glauben drei Viertel aller befragten Frauen, dass sexuelle Belästigung im Berufsleben selten vorkommt – ein krasser Widerspruch zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit.
Wo Belästigung passiert – und warum sie oft unsichtbar bleibt
Sexuelle Belästigung geschieht selten offen, sondern meist subtil oder hinter verschlossenen Türen:
-
In Büros, Kantinen oder auf Dienstreisen
-
Bei After-Work-Events oder Teambuilding-Aktivitäten
-
In der digitalen Welt: über Social Media, Messenger oder E-Mail
Vor allem online nimmt die Belästigung zu: 13,5 % der jungen Frauen erleben Übergriffe über digitale Kanäle. Und doch bleibt vieles unbemerkt oder unbeachtet, weil Betroffene aus Angst, Scham oder mangelndem Vertrauen schweigen.
Gesundheit, Karriere und Gleichstellung in Gefahr
Die Auswirkungen sind tiefgreifend: Depressionen, Angststörungen, Schlafprobleme und sogar posttraumatische Belastungsstörungen gehören zu den möglichen Folgen.
Auch beruflich hat sexuelle Belästigung fatale Konsequenzen: Karrieren werden behindert, Frauen ziehen sich zurück, vermeiden Beförderungen oder geben ihren Job ganz auf.
„Sexuelle Belästigung ist nicht nur ein Sicherheitsproblem am Arbeitsplatz – sie ist ein grundlegendes Gleichstellungsproblem“, warnt Carlien Scheele, Direktorin des EIGE.
„Sie untergräbt Würde, Gesundheit und Chancengleichheit.“
Ein Menschenrecht wird verletzt – und Arbeitgeber müssen handeln
Sexuelle Belästigung ist nicht nur ein arbeitsrechtliches Problem, sondern eine Verletzung von Menschenrechten.
Die EU-Richtlinie 2006/54/EG verpflichtet Arbeitgeber explizit zur Prävention psychosozialer Risiken, wozu auch sexuelle Belästigung zählt.
Mit der neuen EU-Richtlinie 2024/1385 zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen wird diese Pflicht konkretisiert und verschärft: Arbeitgeber müssen Betroffene unterstützen, Führungskräfte schulen und belästigungsfreie Arbeitsumgebungen garantieren.
Zusätzlich setzt die ILO-Konvention Nr. 190, mittlerweile von zehn EU-Staaten ratifiziert, einen klaren Null-Toleranz-Standard für sexuelle Belästigung im Arbeitsleben.
Die ökonomische Dimension: Milliardenverluste durch Untätigkeit
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz kostet nicht nur Menschen ihre Gesundheit – sie kostet auch die Wirtschaft:
Laut einem Bericht der EU-Kommission beliefen sich die Folgekosten bereits 2013 auf 617 Milliarden Euro jährlich in der EU, darunter:
-
273 Milliarden Euro durch Fehlzeiten und reduzierte Leistung
-
242 Milliarden Euro durch Produktivitätsverluste
In Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel ist das nicht nur sozial, sondern auch ökonomisch unverantwortlich.
Was Unternehmen tun müssen – und jetzt auch gesetzlich sollen
Prävention beginnt nicht mit Broschüren, sondern mit Haltung. Arbeitgeber und Führungskräfte sind heute mehr denn je in der Pflicht:
- Null-Toleranz-Politik mit klarer Führungsvorbildfunktion
- Schulungen für alle Mitarbeitenden und spezifisches Training für Führungskräfte
- Vertrauliche Beschwerdewege ohne Angst vor Repressalien
- Unabhängige Gremien zur Aufarbeitung und konsequente Sanktionen
- Beratung und psychologische Unterstützung für Betroffene
- Richtlinien gegen digitale Belästigung wie Sexting, Trolling und Cyberstalking
EU-OSHA, FRA und EIGE stellen hierfür praxisnahe Werkzeuge zur Verfügung, darunter:
-
OiRA – Online-Tools zur Risikobewertung
-
EIGE-Toolkit gegen Sexismus am Arbeitsplatz
-
Artikel auf OSHwiki zur psychosozialen Gefährdungsbeurteilung
Unsere Verantwortung: Schweigen brechen, Solidarität zeigen
Sexuelle Belästigung betrifft uns alle – direkt oder indirekt. Wer Zeugin oder Zeuge wird, darf nicht wegsehen: Intervenieren, Betroffene unterstützen, Vorgesetzte informieren.
HR-Abteilungen und Betriebsräte müssen Strukturen schaffen, in denen Belästigung konsequent benannt, geahndet und verhindert wird. Nur so entstehen Arbeitsplätze, in denen Respekt und Gleichstellung gelebte Realität sind – und nicht bloß auf dem Papier stehen.
Fazit: Mehr als ein Einzelfall – ein strukturelles Problem
Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz ist keine Randerscheinung. Sie ist ein systemisches Problem, das Gesundheit, Gleichstellung und wirtschaftliche Entwicklung gleichermaßen bedroht.
Doch sie ist vermeidbar – durch klare Regeln, echte Verantwortung und solidarisches Handeln.
Denn: Ein sicherer Arbeitsplatz ist kein Privileg, sondern ein Recht.
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